Kraut, Gemüse oder Gewürz?
Viele Menschen haben eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, was sie unter dem Begriff Kräuter verstehen, wobei eine eindeutige Definition wirklich etwas schwierig ist. Man könnte Kräuter im weitesten Sinne als Pflanzen mit verwertbaren Inhaltsstoffen und Eigenschaften definieren, die z.B. zur Gewinnung von Heilmitteln, Farben etc. dienen. Diese Definition schließt in einigen Kräuterbüchern auch essbare Pflanzen mit ein, weshalb beispielsweise darin auch Rhabarber, Granatapfel usw. aufgeführt werden.
Bestimmte Pflanzen werden in manchen Büchern den Kräutern, in anderen wiederum dem Gemüse zugeordnet. Auch der Unterschied zwischen Kräutern und Gewürzen scheint nicht eindeutig zu sein. Kräuter, sagt man, sind einjährige, zweijährige oder mehrjährige aus Samen gezogene Pflanzen, die praktisch oder kulinarisch genutzt werden können. Verholzte, nicht aus Samen gezogene Pflanzen wiederum werden als Gewürze bezeichnet. Demnach wären aber Lorbeer oder Salbei keine Gewürze, sondern Kräuter, wogegen sicher der ein oder andere Koch widersprechen würde.
Wildpflanzen und -kräuter dienten schon lange Zeit vor es schriftliche Aufzeichnungen gab, also vor tausenden von Jahren, den Naturvölkern als Nahrungs- und Heilmittel. Durch Ausprobieren erhielt man die Kenntnisse über ihre Wirkungsweisen. Stets waren die Menschen auch auf der Suche nach den heilenden Kräften der Pflanze. Man erkannte, dass die Kräuter und Pflanzen nicht nur der Ernährung, sondern auch der Gesundheit dienlich waren.
Die gewonnen Erkenntnisse haben bis in die heutige Zeit viele Jahrtausende überdauert, ohne ihre Gültigkeit zu verlieren. Im Gegenteil: das übertragene Wissen wurde von Generation zu Generation vertieft und erweitert.
Bereits im ägyptischen Reich gab es im Stab des Pharao heilkundige Menschen, darunter Spezialisten für Augenleiden, Zahnheilkunde usw. Die Griechen und Römer konnten sich auf dieses Wissen stützen und eigene Erkenntnisse dazugewinnen. Auch Hippokrates, der den medizinischen Eid formulierte, wusste um den entscheidenden Einfluss der Pflanzen auf die Heilung von Krankheiten. Hildegard von Bingen war eine Nonne, die um die Jahrtausendwende lebte und die Pflanzen als ein Geschenk Gottes ansah. Sie schrieb nicht nur über die Heilkräfte der Pflanzen zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte, sondern auch über die ernährungsrelevanten Bestandteile der Pflanzen. Vieles davon hält man auch heute noch für gültig.
Etwa 400 Jahre nach Hildegard von Bingen begründete der Arzt Paracelsus die Signaturlehre. Nach dieser Lehre würde die Pflanze anzeigen, für welches Leiden sie verwendet werden sollte: z.B. die Distel gegen stechende Schmerzen, rote Blüten für Krankheiten des Blutes oder herzförmige Blätter oder Blüten bei Herzleiden.
Paracelsus sah in der Natur „eine Apotheke“. Man müsse nur zugreifen. Verärgert sagte er einmal: „Sie wollen Arzneien aus übersee´schen Ländern und im Garten vor ihrem Haus wächst Besseres.“
Jeder Mensch sollte für sich entscheiden, welchen Platz er den (Heil-)kräutern in seinem Leben, seiner Küche oder seinem Arzneischrank einräumt. Wichtig zu wissen ist:
Die Kräuter können ein wertvoller, wenn nicht unschätzbarer Bestandteil unserer Nahrung sein. Die Inhaltsstoffe dieser Kräuter bieten eine Fülle von Möglichkeiten zur Heilung, weil sie die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und nicht darauf angelegt sind, Symptome schnellstmöglich zu unterdrücken. Stattdessen ermutigt die Pflanzenheilkunde, selbst an der eigenen Genesung mitzuwirken.